Darf ich mich vorstellen? Tatiana Lipatova. Didaktikerin, Lernpsychologin, Expertin für kreatives Denken.

Man fragt mich oft, warum ich mich mit Bildungsrobotik beschäftige, obwohl mein Grundstudium in den Geisteswissenschaften liegt. Alles begann damit, dass sich mein Sohn für Lego-Konstruktionen interessierte, und ich mit ihm zusammen. Seitdem setzte ich meine Erforschung des Bildungspotenzials dieser Sets fort.

In der modernen Welt der Knöpfe und Bildschirme sowie fertigen Spielzeuge entwickeln sich die Fähigkeiten zu drücken, zu wischen und zu konsumieren, während die altbewährten Fertigkeiten wie das Schnüren von Schuhen oder das Erfinden eigener Spielzeuge in Vergessenheit geraten. Dabei wissen wir alle, dass die Entwicklung der Feinmotorik bei Kindern entscheidend für die Ausbildung ihres Denkens ist. Bildungsrobotik-Sets helfen Kindern, ihre Feinmotorik zu fördern.

Schon von klein auf sind unsere Kinder von verschiedenen digitalen Geräten umgeben, die unser Leben wie ein Zauber erscheinen lassen. Irgendwann müssen sie jedoch diese kindliche Wahrnehmung überwinden und die Möglichkeit bekommen, zu verstehen, wie die digitale Welt funktioniert. Bildungsrobotik öffnet die Tür zu dieser Welt und hilft ihnen zu begreifen, dass all die Geräte um uns herum von Menschen erfunden und programmiert wurden und daher so funktionieren, wie sie es tun. So wachsen Kinder mit der Zeit von digitalen Ureinwohnern zu gebildeten Menschen heran, die wissen, welche Möglichkeiten zur Entwicklung die digitale Welt bietet und welche Gefahren sie birgt.

Wo habe ich das gelernt? Meine ersten Schritte in der Bildungsrobotik unternahm ich im Jahr 2018 im Präsidenten-Physik-Mathematik-Lyzeum in Sankt Petersburg. Dort fand und findet noch immer eine große Bildungsinitiative für Lehrer statt, die Robotik unterrichten möchten. In diesem Rahmen absolvierte ich vier Module und versprach, mindestens ein Jahr lang Robotik für Kinder zu unterrichten. Mit diesem Versprechen im Herzen stürzte ich mich voll und ganz in diese Tätigkeit im Zentrum für technische Kreativität für Kinder und Jugendliche und seit 2023 setze ich meine Tätigkeit in Deutschland fort, in Zusammenarbeit mit dem WBI-Forum Verein, der Erich Kästner Schule in Nellingen sowie der VHS Ostfildern.